Jubiläumskreuzfahrt Nummer 20 in viereinhalb Jahren. Vierte KF 2016. Zwei folgen noch...
Wieder einmal ein Reisebericht über eine Mittelmeer-KF ab Rom, die schon von vielen in dieser oder jener Reihenfolge beschrieben wurde. Hoffentlich sind ein paar Neuigkeiten dabei.

Komplettes Fotoalbum hier:
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Alle Destinationen haben wir schon früher einmal besucht, auch Santorini, wo wir - allerdings schon vor vielen Jahren - mal auf Nicht-KF-Urlaub waren. Unser Hauptinteresse war einfach ein paar schöne Stunden an verschiedenen Stränden zu verbringen. Der Monat September ist dafür ideal, das haben wir schon im September 2015 auf der Silhouette im westlichen Mittelmeer festgestellt.

Tag 1:
Wir verzichten dieses Mal auf eine Vor-Übernachtung und fliegen mit der Eurowings Frühmaschine von Wien nach Rom, weiter mit dem Zug über Trastevere nach Civitavecchia. Man erspart sich die Hektik und den weiten Weg zum Gleis 26 in der Stazione Termini. Um 12:30 sind wir schon am Schiff, die Kabinen sind auch schon fertig.

Hier gleich die erste Bemerkung zum Schiff. Man kann es nicht vermeiden, aber es steigt sofort eine gewisse Enttäuschung in einem auf. Wir kennen zwar die noch etwas kleinere Vision Class von 5 früheren Kreuzfahrten sehr gut und obwohl die Jewel, die zur Radiance Class gehört, etwas größer ist, ist es so.

Die letzten beiden Jahre haben wir nur auf modernen Schiffen wie diversen Celebrity Solstice Class, Quantum Class oder Norwegian Breakaway verbracht und sind davon ehrlich gesagt verwöhnt. Bitte haltet uns nicht für unbescheiden, aber das war unser erster Eindruck, der sich in den folgenden 10 Tagen bessern sollte.

Tag 2:
Wir kommem erst um 11:00 in Messina/Sizilien an und verzichten auf einen Ausflug zur Hauptsehenswürdigkeit Taormina, wo wir erst vor einem Jahr waren. Ein ausgedehnter Rundgang durch die nicht besonders einladende Stadt reicht uns. Wegen der langen Liegezeit bis 20:00 geniessen wir nachmittags die Ruhe am Schiff.

 








Das ist der Bootssteg, der von der Carnival Vista vor kurzem weggespült wurde:



Video dazu:
youtube.com/watch?v=fn7X-AhuBTA




Tag 3:
Erster Seetag. Da das Schiff ausgebucht ist, beweist sich einmal mehr, dass die Schiffe trotz doppelter Gästezahl mehr Platz pro Gast bieten. Es sind 700 Amerikaner, 500 Engländer, 400 Italiener, aber nur 34 Deutsche an Bord. Die Diamond Lounge neben der Viking Crown Lounge ist oft gähnend leer, kein Wunder bei nur 70 Diamonds am Schiff. Das hatten wir noch nie...

Abends gehen wir zum Kapitänsempfang und nach dem Dinner zur zweiten Broadway Show um 22:45. Wir haben uns seit langem für My Time / Select Dining entschieden und behalten das bei. Feste Tischzeiten und freie Abendgestaltung passen erstens nicht zusammen. Zweitens ist uns 18:00 bei herrlichem Sonnenschein zu früh und 20:30 zu spät...

Tag 4:
Mykonos. Zum Unterschied vom letzten Mal liegen wir am Pier im New Port und nehmen den Seabus zum Old Port statt eines Tenderbootes. Kostet pro Strecke 2€ und man ist in 15 min in der Altstadt. Wir bummeln durch den Ort zur Fabrika Busstation und entscheiden uns diesmal für den Ornos Strand, der ist etwas kleiner, aber gleich schön vom Sand und vom Wasser her als der Platis Gialos bei dem wir letztes Mal waren.





















Tag 5:
Wie schon einmal vor ein paar Jahren nehmen wir in Kusadasi den Dolmus Nr. 5 zum Ladies Beach. Ganz netter Strand mit Liegen, viele Lokale oberhalb, Türken noch freundlicher als sonst schon, fast ausschließlich lokale Inlandstouristen, da Freitag (Feiertag).

Nachmittags ist etwas Shopping im Bazar angesagt, darf auch mal vorkommen...
Ein lustiges Erlebnis, jemand ruft hinter mir her, Hallo Österreich, Hallo Wien, Hallo 13. Bezirk! Da werde ich hellhörig, gehe zu dem Teppichhändler hin und er sagt mir er kennt mich, er hatte vor 15 Jahren ein Obst-Gemüsegeschäft im Bezirksteil des 13., wo wir wohnten, klein ist die Welt.

Sie leiden sehr unter den ausbleibenden Schiffen, fast alle, auch Celebrity hat Kusadasi gecancelt, Royal kommt noch, alles sehr leer hier. Die Burkinis am Strand sind auch häufiger zu sehen, da dreht jemand das Rad in die falsche Richtung.









Tag 6:
Santorini! Für uns die wichtigste Destination der Route, da wir vor vor mehr als zehn Jahren hier zuletzt auf Urlaub waren. Mit dem Tender zum Hafen, die 540 Stufen liegen morgens noch im Schatten und wir benutzen den Aufstieg als Ersatz zum Gym. Die Esel tun uns wirklich leid, es ist eine schlimme Tierquälerei für die Tiere und kaum jemand reitet auf ihnen hinauf. Es gibt ja noch die Seilbahn, die wir dann nachmittags bergab benützen.

Ziemlich ausser Atem kommen wir oben an, laufen gleich weiter zur Busstation bevor die Massen da sind. Es liegt nur ein Schiff ausser der Jewel otS vor Anker, es ist die noch nie gesehene Peace Ship einer japanischen Reederei.

Mit dem Bus fahren wir zuerst durch die engen Gassen von Fira, dann über eine kurvenreiche Strasse bis Oia, gesprochen Ia.

Sensationell sind die Ausblicke auf das Meer und den Vulkankrater, die berühmten blauen Kuppeln der Kirchen, die Terrassen der Tavernen haben eine einmalige Lage. Diese Insel gehört sicher zu den sehenswertesten weltweit.

Insgesamt brauchen wir für die Besichtigung der beiden Orte Oia und Fira sechs Stunden, die Temperatur ist mit rund 30 Grad im Schatten erträglich. Sofort nach der Rückkehr aufs Schiff erfrischen wir uns am Pooldeck.









Oia:














Tag 7:
Ursprünglich wollten wir nur einen Rundgang durch Piräus machen, entscheiden aber dann spontan den Hop On Hop Off Bus zu nehmen. Die Green Line bringt einen zur Akropolis, dort steigt man in die Red Line um, die in 90 min alle Sehenswürdigkeiten abfährt. Gesamt braucht man 4 Stunden, wegen der Hitze auf dem oberen Stock sind wir froh nicht zu spät gefahren zu sein.

Athen kannten wir schon, ist sauberer und angenehmer als früher, vielleicht weil es am Sonntag weniger hektisch zugeht. Wir sind positiv überrascht, trotzdem gehört die Stadt nicht zu unseren absoluten Favoriten.

Spätabends am Pooldeck gibt es die White Party Dancing Under the Stars mit selten gesehener Superstimmung und reger Beteiligung.








Tag 8:
Zweiter Seetag, alles wie gehabt. Die Einladungen, an der Kabinenwand mit Magneten befestigt, stapeln sich.

Heute wäre Küchenführung, Back Stage Tour und Crown&Anchor Captain's Reception, nichts davon nehmen wir wahr. Wir haben wieder sehr nette Leute kennengelernt und mit denen Termine ausgemacht. Die Flaggenparade mittags sehen wir uns gerne an, die gibt es nicht mehr auf den großen Schiffen.

Abends zweiter Galaabend, auch das wurde auf den großen RCI, NCL, Celebrity- Schiffen eingestellt.

Tag 9:
In Neapel und Umgebung Amalfi waren wir schon insgesamt mehrere Tage, deshalb ist etwas Neues angesagt. Wir nehmen vom Molo Beverello neben dem Cruise Pier die Fähre nach Capri.

Mit SNAV Hydrofoil um 08:05 hinüber, dauert 50 min. Wegen der unruhigen See sieht man einige bleiche Gesichter. Die Speibsackerl (Kotztüten) werden um 5€ verkauft, also besser mit Tablette vorsorgen.

Capri ist landschaftlich traumhaft schön und wird täglich von tausenden Touristen überrannt. Vom Hafen Marina Grande fahren wir mit dem Bus in den Ort am Hügel, spazieren durch die engen Gassen, freuen uns über tolle Ausblicke.

Dann gehts zum Schwimmen mit dem Bus zur Marina Piccola auf der gegenüber liegenden Inselseite. Kiesstrände, sauberes Wasser, Felswände am Rand der Bucht.

Man kann nur wieder in den Ort retour fahren, von dort wandern wir eine halbe Stunde zurück zur Fähre.

Die Besichtigung der Grotta Azzura heben wir uns für nächstes Mal auf.

Die NLG Fähre um 13:40 ist etwas breiter und angenehmer. Kosten hin und retour 37€ p.P. Tickets bekommt man direkt an den Abfahrtsstellen.

Capri ist jedenfalls ein toller Abschluss dieser KF, neben Santorini der Höhepunkt. Um 19:00 laufen wir aus und tuckern die rund 150 Seemeilen nach Rom, wo wir um 05:00 ankommen.
















Abschied vom Vesuv:




Tag 10:
Da unser Retourflug um 10:40 startet, ist der Transfer mit Civitatours um 20€ nicht möglich. Erster Bus 09:15.

Wir haben im Internet ein Minivan-Taxi für 8:00 um 69€ bestellt.

civitavecchiashuttleexpress.com

Vorteil: der Fahrer kommt zum Schiff, man braucht den Shuttlebus zum Ausgang nicht.

Mit Self Check-Out sind wir pünktlich draussen und der Fahrer wartet schon mit Namensschild. Wir haben per mail um ausserordentliche 07:30 Abfahrt gebeten und bekommen ein Limo-Service ohne Aufpreis.

Zuletzt noch was zum Schmunzeln für Apple-Jünger. Auf dem Eurowings Flug wird durchgesagt, dass das Aufladen an Bord von Samsung Galaxy Note 7 Handys wegen Brandgefahr nicht gestattet ist.


Fazit Schiff:

2004 wurde die Jewel otS fertiggestellt, mag damals sicher eines der größten und schönsten Schiffe gewesen sein. Das Design ist daher schon etwas in die Jahre gekommen, wen wundert's.

Im Dry Dock wurden vor kurzem Flat Screen TV in den Kabinen, außerdem ein großer Screen am Pooldeck hinzugefügt. Statt der beliebten kanadischen Kurzfilme mit versteckter Kamera werden in hoher Lautstärke schwachsinnige Actionfilme gezeigt und das mit x-facher Wiederholung.

Das Solarium ist finster, düster und kitschig, entspricht keinesfalls unserem Geschmack. Überhaupt ist bei der Einrichtung allgemein sehr viel dunkles Holz verwendet worden. Manchen gefällt das, ist einfach individuell unterschiedlich.

Das Pooldeck ist bei einem ausgebuchten Schiff eindeutig zu klein dimensioniert, es gibt sogar zu wenig Liegen, nur insgesamt drei kleine Whirlpools.

Der größte Minuspunkt auf dieser Kreuzfahrt, der nicht jedesmal auftreten muss, ist die Qualität der Speisen im Windjammer. Geschmackloser geht es nicht mehr, der zweite Chef ist ein Inder und schafft es nicht ein Currygericht scharf zu würzen.

Unterboten wurde das Self Service Restaurant laut unseren bisherigen Erfahrungen nur von der Costa-Kantine.

Lachs mit Bagel wurde eingespart, gibt es nur mehr in der Diamond Lounge, wo man sich wenigstens 24 Stunden einen ordentlichen Espresso machen kann.

Die Sauberkeit der Toiletten in den öffentlichen Bereichen entspricht nicht dem RCI Standard, man sieht kaum Reinigungskräfte. Der Sparstift lässt grüßen!

Wen es interessiert, der kann sich im Cruise Critics Forum die Reviews der letzten Monate durchlesen, dort gibt es viele schlechte Kritiken, wenn auch oft stark übertrieben.


Positiv waren in erster Linie die Route, die Jahreszeit, natürlich das Wetter und die Liegezeiten.

Immer wieder begeistert sind wir von der internationalen Atmosphäre wegen der 70 Gästenationen und 50 Crew-Nationen, so könnte die Welt funktionieren.

Die Zusammensetzung der Gäste war eine der angenehmsten, die wir je hatten. Viele junge Studenten aus den USA, da noch Uniferien, die die KF als Bildungsreise sahen und nicht als Spring Break im Herbst.

Die 400 englisch-sprachigen Italiener ohne Kinder hatten auch merkbar ein anderes Niveau als auf ihren Eh-Schon-Wissen-Schiffen.

Aber auch am Schiff gibt es Positives:

Der offene Sitzbereich am Heck hinter dem Windjammer
Die großzügig angelegte Schooner Bar
Das Essen im Hauptrestaurant durchaus dem Standard entsprechend
Das My Time Dining ohne jede Wartezeit
Die großteils sehr freundliche Crew
Die Qualität der Musikgruppen an Bord, die ist bei Celebrity oft nicht so gut.

Abschließend, wenn ich vor kurzem im Forum geschrieben habe, daß die neuen Schiffe der Quantum und Oasis Class den Unterschied zur hochwertigeren Celebrity Cruises schmelzen läßt, kann ich das bei den kleineren Schiffen nicht bestätigen. Im Gegenteil, scheinbar liegt der Fokus bei Royal Caribbean auf den neuen Schiffen und die alten Schiffe werden etwas stiefmütterlich behandelt. Ist ja auch ok, man sollte sich nur darauf einstellen.


Jetzt noch eine kleine Auswahl an Bildern von der Jewel of the Seas.

Centrum:



Windjammer am Heck:



Pooldeck:



Viking Crown Lounge mit angeschlossener Diamond Lounge:




Solarium:





Nochmals der Link zum Fotoalbum:

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